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Wer waren die Minoer?

Apr. 07, 2023

Wer waren die Minoer?

Vor mehr als 5000 Jahren entwickelte sich auf Kreta die erste Hochkultur Europas. Hier steht die Wiege unserer europäischen Kultur. Von hier stammen die ältesten, erkennbaren europäischen Worte. Nickt man noch zum Labyrinth und denkt an den Minotauros, ist es kaum vorstellbar, dass die Hyazinthe seit viertausend Jahren so heißt. In diesem Artikel möchte ich einen Überblick über dieses faszinierende Volk geben, das mich zu meinem Roman inspiriert hat.


Namensgeber: König Minos, der Erbauer des Labyrinths

Ihren Namen hat diese Kultur von Minos, dem mythischen König von Knossos, der das Labyrinth erbaut hat und mit seiner Flotte als Seemacht das östliche Mittelmeer beherrscht haben soll. Der Engländer Sir Arthur Evans, der von diesen Sagen angetrieben Knossos ausgegraben hat, nannte das Volk, das hier gelebt hatte, nach ihrem legendären Herrscher. Obwohl von „den Minoern“ gesprochen wird, gab es vermutlich kein vereinigtes minoisches Volk unter einem König. Wahrscheinlicher ist es, dass die knapp 100 Städte, manche Quellen sprechen von 90, unabhängig waren. Dafür spricht, dass die kretische Landschaft aufgrund der mächtigen Gebirge kleinteilig ist, so dass sich einzelne Gemeinschaften entwickeln konnten.

Alte und neue Paläste

Um 2000 v. Chr. entstanden komplexe, mehrstöckige Gebäude, die als Paläste bezeichnet werden. Sie alle folgten dem gleichen Aufbau mit Zentralhof, Westhof, Vorratsräumen, Werkstätten und Kulträumen. Zu dieser Zeit bildete sich auch eine Elite aus Produzenten, Kriegern und Priestern heraus. Eine – von ägyptischen Einfluss geprägte – noch nicht entzifferte hieroglyphische Schrift wurde eingeführt, aus der sich drei Jahrhunderte später die erste, ebenfalls noch unentzifferbare Schrift Linear A entwickelte.


Zwischen 1700 und 1750 v. Chr. zerstörten Erdbeben die alten Paläste und der Bau der neuen Paläste begann. Die Keramik, die Siegelringe mit ihren komplexen Darstellungen und die Fresken, die heute zum Beispiel im Archäologischen Museum von Heraklion zu bestaunen sind, zeugen von nicht nur von kunstfertigem Handwerk, sondern auch von Lebensfreude. Die Minoer kannten Musik, Gesang und Tanz. Religion schien ihnen wichtig zu sein, denn es finden sich zahlreiche kultische Stätten in Höhlen, zum Beispiel der Idäischen Grotte am Psiloritis oder der Kamares-Höhle, und auf Berggipfeln wie dem Kofinas oder dem Jouchtas. Ebenso hatten sie Friedhöfe, deren Funde von Ritualen rund um den Tod zeugen. 

Die Autorin neben einem Pithos in Agia Triada

Vom Untergang der Minoer

Der Ausbruch von Thera, dem heutigen Santorin, im 16. Jh. v. Chr. schwächte die Kultur auf Kreta. Die damit einhergehenden Erdbeben und die Flutwellen müssen große Teile der Flotte und die Städte im nur 120 Kilometer entfernten Kreta heimgesucht haben. Vielleicht kamen noch Dürren und Ernteausfälle hinzu, vielleicht machten sich Unruhen im Volk breit, das seine Herrscher infrage stellte – warum gut hundert Jahre später, um 1450 v. Chr., die Ankunft der Griechen aus dem Norden eine weiter Zäsur setzte und die meisten Paläste zerstört wurden, ist umstritten. Ob sie als Eroberer, als Invasoren kamen oder ob sie nur eine Lücke im Machtgefüge der geschwächten Minoer nutzten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Zeit der Paläste auf Kreta war zu Ende, nur Knossos und Chania überdauerten für weitere Generationen, bis auch sie aufgegeben wurden und Kreta um 1200 v. Chr. in ein dunkles Zeitalter ohne Schrift stürzte.

Quellen: 

  • Panagiotopoulos, Diamantis: Das minoische Kreta – Abriss einer bronzezeitlichen Inselkultur, Kohlhammer (2021)
  • Chaniotis, Angelos: Das antike Kreta, Verlag C.H. Beck (2004)
Fresko auf dem Sarg von Agia Triada
Minoische Keramik im Archäologischen Museum von Heraklion
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